Ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffs: Nothilfe in der Ukraine

Seit Ende Februar 2022 sehen wir Bilder aus der Ukraine, die die Welt in Atem halten. Russische Raketen zerstören ukrainische Städte, Dörfer und lebensnotwendige Infrastruktur. Der Krieg ist zurück im Herzen Europas – seit nun fast einem Jahr versucht das russische Militär die Ukraine einzunehmen.

Millionen von Frauen, Kindern und Familien befanden und befinden sich immer noch auf der Flucht. Sie fliehen innerhalb der Ukraine, sie flüchten in die Nachbarländer oder kommen bei Verwandten und Freunden auf der ganzen Welt unter. Viele mussten ihr zerstörtes Zuhause fluchtartig aufgeben.

Unsere Soforthilfemaßnahmen zielen darauf ab, das Leid der betroffenen Menschen zu lindern, sodass sie die Hoffnung auf Frieden nicht verlieren. Um die bestmögliche Unterstützung leisten zu können, arbeiten wir in enger Kooperation mit bewährten lokalen Partnerorganisationen zusammen. Diese haben einen guten Überblick über die akuten Bedürfnisse der Bevölkerung, sodass wir ihre Einschätzung nutzen können, um unsere Hilfe möglichst effektiv zu gestalten.

Die aktuellen Wintermonate mit Temperaturen bis unter -20°C und die gezielten Angriffe Russlands auf die Wasser-, Strom- und Heizversorgung haben die Zahl der Menschen, die humanitäre Hilfe benötigen, noch einmal drastisch erhöht. Eine winterfeste Ausstattung für Kinder, Jugendliche, Familien und in (Not-)Unterkünften ist daher überlebenswichtig für sie.

Die Versorgung von Kindern und Familien mit warmen Decken, Kleidung und Boilern sowie die Ausstattung von Unterkünften mit Heizkörpern, Generatoren, Flüssiggas und Holz ist für die Menschen in der Ukraine während der eisigen Wintermonate lebensnotwendig. Darum legen wir neben den grundsätzlichen Nothilfemaßnahmen wie der Verteilung von Lebensmitteln und Hygieneprodukten, der Evakuierung von Kindern und Familien und der Schaffung sicherer Zufluchtsräume für Binnenvertriebene aktuell einen Fokus auf konkrete Winterhilfe. Zusätzlich leisten wir weiterhin auch medizinische und psychosoziale Hilfe. Wir setzen uns für die Sicherstellung der medizinischen Versorgung sowie die Unterstützung von Kinderkrankenhäusern und Kinder- und Entbindungsheimen ein. Außerdem führen wir Schulungen von Lehrkräften durch und schaffen Kunst- und Psychotherapieangebote. Im Sommer und Herbst haben wir Erholungs- und therapeutische Camps für vom Krieg traumatisierte Kinder und Jugendliche organisiert. Die Arbeit mit Tageseinrichtungen für Kinder mit Behinderungen und deren Familien war ein Schwerpunkt im vergangenen Jahr und wird zukünftig noch stärker ausgebaut.

Unsere Hilfe verfolgt nicht nur einen sektorübergreifenden Ansatz, sondern sie wird auch auf integrierte Weise durchgeführt. Ein Beispiel: Die Bereitstellung von Online-Bildungsdiensten ermöglicht den Zugang zu psychosozialer Unterstützung für Kinder; die Verteilung von Nahrungsmitteln kann bei der Identifizierung von Familien helfen, die eine Unterkunft benötigen. Durch diesen ganzheitlichen Ansatz kann unsere Unterstützung bei der Bewältigung von Schwachstellen und den Risiken, denen die Menschen tagtäglich ausgesetzt sind, eine größere Reichweite haben, selbst wenn sich die Verhältnisse vor Ort ständig ändern.

Zahlen, Daten, Fakten

Insgesamt konnte ChildFund Deutschland seit Kriegsbeginn mehr als 50.067 Menschen helfen. Davon waren 32.544 Kinder und 1.172 Menschen mit Behinderungen. Im untenstehenden Diagramm ist eine Unterteilung in die unterschiedlichen Altersklassen gegeben. Nicht bei allen Kindern konnte ein Alter festgehalten werden, daher ergeben die Zahlen im Diagramm nicht die oben genannte Gesamtsumme.

Wir haben ukraineweit in mehr als 20 Regionen geholfen. Darunter sind unter anderem aus den Medien bekannte Städte wie Butscha, Cherson und Charkiw. Auch geflohenen Familien und Kindern aus der besetzten Stadt Mariupol konnten wir helfen eine Unterkunft zu finden und sie psychologisch unterstützen. Durch ein großes Netzwerk an Lehrerinnen und Lehrern können wir ukrainische Kinder im ganzen Land und sogar über dessen Grenzen hinaus mit Online-Unterricht versorgen und geben ihnen so ein Stück Normalität und Halt.

Seit dem russischen Angriff am 24. Februar 2022 konnten wir fast 3 Millionen Euro Spenden- und Fördergelder in der Ukraine einsetzen.

Zehn ukrainische Partnerorganisationen stehen uns zur Seite und helfen uns so, die Nothilfe bei den Kindern und Familien einzusetzen, die es am dringendsten benötigen. Auch nach einem Jahr des Terrors in der Ukraine wechselt die Bedrohungslage ständig. Die Unterstützung, die wir durch unsere humanitären Nothilfeaktivitäten leisten, ist daher weiterhin dringend notwendig.

Stand: 1. Februar 2023